bei der Blogparade von Ines Meyrose "Die schönen Seiten des Älterwerdens"
Punkt 1
Zunächst fällt mir beim Thema "Älterwerden" das Klimakterium ein - die gefürchteten Wechseljahre
Keine schöne Seite des Älterwerdens! Warum ist das so? Die Frauengeneration vor uns hat sich nicht so intensiv mit ihrem Körper beschäftigt, wie wir ab den 60er Jahren geborene.
Ich erinnere mich an meine Mutter mit typischen Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Gereiztheit und Stimmungsschwankungen. In jüngeren Jahren konnte ich das überhaupt nicht verstehen. Jetzt habe ich meinen "Klimawandel" fast hinter mir und hatte Glück, es gab kaum Beschwerden. Klar, vor allem nächtliche Schweißausbrüche und mich plötzlich überfallende Hitzewellen kenne ich auch.
Ich empfinde die Wechseljahre als eine ganz normale Phase im Leben.
Und man kann sogar den Wechseljahren etwas Positives abgewinnen:
- das Gewicht
- schlechte Laune und Stress
- keine Verhütung und Periode mehr
Punkt 2
Der Jugendwahn
Ich habe Mitte 50 überschritten, bin damit nicht mehr jung. Zu meinen Fältchen stehe ich, sie gehören zu mir und halten sich zum Glück in Grenzen. Einzig meine Zornesfalten stören mich, aber Botox? Das hilft nur eine gewisse Zeit, so denke ich, dass ich auch mit ein paar Mimik-und Lachfalten "schön" bin.
Nein, ich muss der Jugendlichkeit nicht hinterher jagen oder trauern! Und ich möchte auch nicht mehr 30 sein.
Punkt 3
Meine Ernährung ist bewusster und gesünder. Jetzt kaufe ich mehr Bio-Produkte als früher, achte mehr auf Vitamine. Ich habe das Gefühl, dass ich mir etwas Gutes gönne...
Punkt 4
Für meine Hautpflege setze ich schon seit Jahren vermehrt auf Naturprodukte, das könnte aber noch besser werden, vor allem in der dekorativen Kosmetik. In jungen Jahren, noch bevor die Kinder kamen, habe ich verhältnismäßig viel Geld für Kosmetik ausgegeben, heute sehe ich das anders.
Punkt 5
Selbstbewusst
-trotz figürlicher Probleme.
Eine schlanke Figur ist nicht notwendig um selbstbewusst zu sein. Auch Menschen mit ein paar Kilos zuviel haben Selbstbewusstsein. Es kommt darauf an, wie man sich kleidet, ob man was für sich tut und ob man sich akzeptiert.
Punkt 6
Freiheit
Die Kinder sind aus dem Haus, ich kann meine neu gewonnene Freiheit genießen und bin zufrieden mit mir und meinem Leben. Dazu gehört auch mein Freund. Auch wenn uns 50 km trennen, versuchen wir uns so oft wie möglich zu sehen.
30 Jahre habe ich mich um die Kinder, meine Familie, meine Eltern gekümmert. Oft in Urlaub gefahren sind wir nicht, und wenn, dann war es Familienurlaub an der Nordsee, preisgünstig. Das waren die "schönsten Jahre" im Leben einer Frau. Mich selbst habe ich da oft hintenan gestellt. Jetzt ist das anders und ich "lebe noch mal richtig auf"::
Punkt 7
Gelassenheit
.. beginnt im Kopf. Dazu gehört auch sich an den kleinen Dingen zu erfreuen, dazu hatte ich früher weniger Zeit und Muße. Heute kann ich eher mal die Seele baumeln lassen, mich treiben lassen, Zeit einfach verstreichen lassen, meine Katze beim Schlafen zusehen..
Frauen ab 50 sind heute selbstbewusster und aktiver und werden nicht mehr als alt wahrgenommen. Das trifft auch auf mich zu. Manche Unsicherheit, auch mit meinem Äußerem, habe ich überwunden und beweisen muss ich mir nichts mehr. Dahingehend habe ich mich weitereintwickelt,
50 ist die neue 40, 60 ist die neue 50- hört man oft. Ich finde das passt ( meistens).
Punkt 8
Kraft und Reife
Begriffe, die, wie ich finde, auch gut zu den schönen Seiten des Älterwerdens passen.
Meine persönliche Reife habe ich nicht mit der "Mittleren Reife" im Jahr 1977 erreicht, dem Realschulabschluss. Nein, gereift bin ich vor allem mit meinen Eltern. Mein Vater, den ich sehr geliebt habe, ist schon 17 Jahre tot. In all den nachfolgenden Jahre habe ich mich sehr um meine Mutter gekümmert, man kann sagen, sie war mein drittes Kind. Das war sehr kräfteraubend. Meine Mutter war 14 Jahre ein Pflegefall. Zusammen mit der professionellen Hilfe eines Pflegedienstes habe ich mich in allen Bereichen gekümmert und verantwortlich gefühlt. Das hat mir viel abverlangt.
Vor sechs Jahren ist mein Mann plötzlich und unerwartet an meiner Seite verstorben. Er hat einen Tod bekommen, wie wir ihn uns alle wünschen. Die Zeit danach hat sich verändert. Als Frau muss ich nun "meinen Mann" stehen, bin alleine verantwortlich. Von den Arbeiten an und im Haus mal sowieso abgesehen. Ich sage immer: Hier in unsererm Dorf gibt es Frauen, die noch nicht mal die Mülltonne an die Straße stellen... Zu diesen Frauen habe ich noch nie gehört. Klar, mein Mann hat früher alle schweren Arbeiten rund um Haus und Grundstück übernommen... ich habe schon einiges alleine bewältigt... z. B. Renovierungsarbeiten. Kraft geben mir auch meine Kinder: Wir sind näher zusammengerückt, auch wenn beide 60 km entfernt in Köln wohnen.
Kraft und Überwindung hat mich folgende Situation gekostet: Im Rahmen meiner Tätigkeit bei einem großen christlichen Anbieter musste ich zuletzt einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren. Natürlich stand auch die Herzdruck-Massage auf dem Programm, die wir mit Hilfe einer Puppe durchführen mussten. Als ich drangekommen bin, wollte ich das zunächst verweigern, wie schon vor zwei Jahren, während meiner der Ausbildung zur Demenzbetreuerin. Zu sehr sind die Bilder der Wiederbelebung meines Mannes in meinem Kopf, jedoch habe ich mich überwunden und habe jetzt ein gutes Gefühl diese für mich wichtige Hürde überwunden zu haben.
Punkt 9
Dankbarkeit
Schicksalschläge müssen wir alle verdauen.
Punkt 10
Wir streben alle eine würdiges Alter an und bis dahin werde ich jeden Tag als ein Geschenk ansehen.Meine Arbeit mit Senioren macht mir Freude, ich profitiere davon!
Beim Schreiben dieses Posts habe ich mir übrigens "The Who" mit "My Generation" angehört, gleich mehrfach hintereinander.Ich finde, es verbindet die Generationen.
Liebe Marita, was für ein schöner Post. Den kann man wirklich unterschreiben. Punkt 10 ist natürlich sehr schön und so werde ich es auch halten.
AntwortenLöschenLiebe Grüße Tina
PS ich verlinke dich gleich noch bei mir ;)
Es ist wunderbar zu lesen, wie du, liebe Marita, trotz härtester Zeiten, so wohlwollend auf das alles zurückblickst. Und DAS sieht man dir an: eine Heldin des Alltags, die weiß, worauf es im Menschendasein ankommt. Freut mich sehr, dich ( zumindest virtuell erst einmal ) zu kennen.
AntwortenLöschenEinen schönen Sonntag!
Astrid
Eine tolle Zusammenfassung über das Älterwerden. Ich arbeite auch mit Senioren und denke auch, man sollte jeden Tag bewusst leben und das Schöne sehen.
AntwortenLöschenLG susa
Aus deinem Text spricht Würde und Weisheit.
AntwortenLöschenAnnette
Danke für Deinen so persönlichen Beitrag zur Blogparade. Gerade dass Dein Leben auch schon schwierige Zeiten hatte und Du es dennoch meisterst und positiv des Weges gehst, trägt ganz doll dazu bei, dass Jüngere Menschen Älterwerden vielleicht irgendwann nicht mehr schlimm finden. Und nicht 20 zu Botox greifen ...
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Ines
Liebe Marita,
AntwortenLöschentoll das du noch etwas geschrieben hast.Ein ganz interessanter und zum Teil bewegender Post.Wenn ich mir auch die anderen Posts so durchlesen,merke ich irgendwie sitzen wir alle im gleichen Boot und jede von uns hat ihr Leben ganz prima gemeistert bisher.So wie du auch.
Liebe Grüße und eine schöne Woche wünsche ich dir.
Pippi
Schön das du dich noch zur Teilnahme an Ines Blockparade entschlossen hast liebe Marita. Danke das du uns an den Ereignissen deines Lebens teilhaben lässt. Botox und Co. stehen auch nicht auf meinem Plan obwohl ich die 55 überschritten habe. Deine Punkte unterschreibe ich alle vorbehaltlos. Am meisten spricht mich im Moment Punkt 10 an. Mein Vater hatte leider nicht das Glück so alt zu werden wie ich. Jeden Tag als ein Geschenk anzusehen, ist ein ganz wichtiger Aspekt des Älterwerdens. Liebe Grüße und eine schöne Woche wünscht dir Ursula
AntwortenLöschenWas für ein großartiger Text und was für eine großartige Sichtweise! Wer so viel erlebt hat und wie Du so mit sich selbst im Reinen ist, den bringt eine Zornesfalte ganz sicher nicht mehr aus dem Gleichgewicht. Den Part mit den Kindern, die endgültig außer Haus sind und den Eltern, die dann zu "Ersatz"-Kindern werden, habe ich noch vor mir beziehungsweise ich bin gerade mittendrin. Und ich wünsche mir, dass ich daraus genauso viel Kraft und Gelassenheit ziehe wie du.
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Fran
Hier schaue ich auch gleich nochmal ... hätte ich Zeit gehabt, hätte ich sicher auch gern teilgenommen ... aber tägliche KH-Besuche zehren an der Substanz mit allem Drum und Dran.
AntwortenLöschenAlso ich kann dem Älterwerden nicht allzuviel Positives abgewinnen, was das Körperliche betrifft.
Und wie Du es schreibst, bloß Finger weg von künstlichen Hormonen, das hat schon bei mancher zum Krebs geführt! Es gab da sogar eine Studie mit freiwilligen Krankenschwestern ... Alles Künstliche ist eben doch nur Künstlich! Man muß durch die Wechseljahre hindurch, da hilft alles nichts, sie werden zeitlich dann nur verzögert, was auch nicht natürlich ist.
Mit meinem heutigen Gesicht habe ich keine großen Probleme. Eigentlich ist es das, welches ich in der Jugend haben wollte, denn so ein aalglattes Puppengesicht war mir einfach zu schön und zu glatt, zu nichtssagend. Ich habe immer die ausdrucksvolleren gemeißelteren Gesichter bewundert und heute bin ich daher ganz zufrieden mit meinem Aussehen. Natürlich gibt es Tage, wo das mal nicht so ist, wenn es einem mal nicht so gut geht ...
Was das Innerliche betrifft, möchte ich auch nicht mehr jung sein. Dazu hatte ich bei Ines Meyrose auch noch was geschrieben ...
Botox käme für mich nie infrage, das ist ein Gift, das man nicht im Körper haben will! Es gibt aber auch Hyaluronsäure, wenn es unbedingt sein muß. Wer Schlupflider hat, ist nicht ganz so toll dran. Aber ich sage mir immer, was Rod Steward, Mick Jagger & Co. können, können wir schon lange und betrachte mich als eine Art Gianna Nannini. :-) ;-) alternde Rockerlady *lach* forever young ... im Herzen ...
Ansonsten habe ich mit der Haut auch keine großartigen Probleme und da ich nie korpulent war, stand ich auch nie in der Gefahr, übermäßig abzunehmen, was sich leicht als Faltenwurf niederschlägt. Meine Mutti hat sogar jetzt noch - mit 88 - ein ziemlich glattes Gesicht, obwohl sie schon sehr krank war und ist!
Und das, was Du da schreibst über Familie und Urlaube, das kenne ich auch - denn mit 3 Kindern wird so ein Urlaub teuer. Es sei denn man zeltet oder so, aber dafür bin ich nicht der Typ. ;-) Außerdem haben wir lieber die Familie unterstützt, als nur an uns selbst zu denken. Daher finde ich es auch schön, wenn man jetzt als Frau noch die Möglichkeit hat, mal zu verreisen und die schönen Dinge zu tun, die man immer gern hat machen wollen. Geben bringt oft mehr als Nehmen ...
Liebe Grüße auch hier
Sara