Samstag, 13. Oktober 2012

Kultur im Herbst

Vielen Dank für die vielen lieben Kommentare zu meinem letzten post!
Es ist gut für mich, hier im Blog ein wenig von meinen Gefühlen zu erzählen, es hilft mir etwas mit der Trauer umzugehen.

In der letzten Zeit bin ich nicht zum bloggen gekommen, dadurch bin ich im Rückstand. Zuviel hat sich in den letzten Wochen ereignet.
Und dies hier wird wieder ein etwas umfangreicher Beitrag, Von einem Lebensgefühl möchte ich etwas erzählen:

Zugegeben- ohne Schminke gehe ich meist nicht aus dem Haus! Auf Make-up verzichte ich oft an gewöhnlichen Tagen, aber niemals auf Kajal, Wimperntusche und Lippenstift  (und Nagellack).
Auch Concealer und ein transparenter Puder gehören für mich zur täglichen Anwendung. Dennoch lege ich Wert auf einen natürlichen Look, bloß nicht zugespachtelt und maskiert aussehen.
Ebenso beim Haarstyling mag ich es nicht, wenn es zu einer langen Prozedur ausartet, zum Glück habe ich einen gute Wahl mit meiner längeren Bob-Frisur getroffenn: vorne lang und hinten kurz (ungefähr das Gegenteil der Vo-ku-hi-la-Frisur!) geht das Frisieren ratzfatz, ein paarmal über die große Rundbürste gefönt, auskühlen lassen, schütteln und das Haar sitzt- meist auch ohne Haarspray.
Alles in allem brauche ich morgens dafür eine Viertelstunde.

Warum ich das hier schreibe:
Ich habe versucht, mich in die Zeit vor 400 Jahren hineinzuversetzen! In das epochale Zeitalter des Barock. Wie ich mich als Adelige, z. B. als eine Herzogin, gefühlt und benommen hätte...
oder als stets zu Diensten als verfügbare Mätresse eines bedeutenden Mannes, der in weißer Strumpfhose in Absatzschuhen, Samtwams, Spitzenjabot und unvermeidlicher Perücke gekleidet wäre...

Schon lange hätte ich mich nur mit Parfum gewaschen, mit "Eau de Toilette". Mein Gesicht wäre  weiß gepudert, mit einer  Mehl oder Kalk und Blei -Mischung, auch die Haare,  darauf dann die Hochsteckfrisur-Perücke! Alles mit einer dicken Puderschicht überdeckt. Die Flöhe und Läuse sollten in die eigens dafür in der Perücke versteckten Drahtfalle. Mit Anfang 50 wäre ich wahrscheinlich aufgrund dieser Zustände schon tot oder mindestens an der Syphillis erkrankt...

Die wunderschönen kostbaren Barockkleider, die mir mindestens eine Zofe anziehen würde, täuschen aber nicht darüber hinweg, dass das Leben am Hofe kein Zuckerschlecken ist..

Im Netz habe ich etwas über das Lebensgefühl gefunden:
Es gibt zwei verschiedene Grundrichtungen im barocken Lebensgefühl, die kontrastreicher nicht sein könnten. Auf der einen Seite steht „Carpe Diem“. Das heißt soviel wie „Nutze und genieße den Tag!“ Kennzeichnend hierfür ist die Gier nach Lebensgenuss, die Verherrlichung des Diesseits und das Bestreben nach prunkvoller Repräsentation. Lyrik, die das Lebensgefühl „Carpe Diem“ ausdrückt, ist häufig sehr fröhlich und auffordernd.
Auf der anderen Seite steht das Lebensgefühl „Memento Mori“. Das heißt „Denke daran, dass du sterben musst!“ Dieses Gefühl resultiert aus der Vorstellung, dass alle weltliche Pracht vergänglich ist und man sich deswegen weg vom Diesseits hin zum Jenseits orientieren soll. Lyrik, die durch dieses Lebensgefühl gekennzeichnet ist, ist häufig nachdenklich, verzweifelnd und hinterfragend

Inspiriert diesen kleinen Vergleich anzustellen bin ich durch einen kleinen Kulturtrip.
Ich habe Museumsluft geschnuppert!
Der Chorausflug in diesem Jahr führte mich nach Ludwigsburg und da galt es das barocke Residenzschloß an zwei Tagen zu besichtigen

Ludwigsburg, eine Stadt mit fast 90.000 Einwohnern in der Nähe von Stuttgart, hat seinen Namen von Eberhard Ludwig, einem Herzog des würtembergisches Königshauses.

Dieser Eberhard Ludwig hatte sich um 1700  das Schloss Versailles von Ludwig XIV. angesehen. Begeistert von dem barocken Palast ließ er nach diesem Vorbild ein kleines Jagdschloss erbauen. In 29 Jahren wurde eine gewaltige Schlossanlage angelegt.


Das Schloss wurde über eine völlig geradlinige Straßenverbindung mit der damaligen Hauptresidenz Württembergs, dem Residenzschloss Ludwigsburg verbunden (Foto und Text via Wikipedia)

.

 
 

Mein Fotoherz schlug bei diesem Anblick schneller: der Marmorsaal  (schnell ein Bild ohne Blitz geschossen, fotografieren innen war verboten)'



 Die Schlossanlage ist riesig.  Im Wikipedia habe ich diese Briefmarke von 2004 entdeckt.



 
 Der Blick von der Schlossterasse nach links zu einem kleinen Teil der riesigen Gartenanlage "Blühendes Barock" und nach rechts zur weltgrößten Kürbisaustellung.(klick). Unglaublich, was der Veranstalter sich so alles einfalles lässt.
Drei Stilepochen sind im Ludwigsburger Schloss vereint: Barock, Rokkoko und Klassizismus.Die vielen prunkvollen Räume zu besichtigen war schon sehr interessant.

Über das "Leben am Hofe" erfuhr ich:
Der Gründer Ludwigburgs, Herzog Eberhard Ludwig, hielt sich neben seiner Ehefrau völlig öffentlich jahrzentelang eine Mätresse.
Ein späterer Herrscher, Herzog Carl Eugen, war ebenfalls ein großer Frauenliebhaber, man sagt, er habe 300 uneheliche Söhne..( und sicher genausoviele Töchter) .Von ihm erzählte eine Anekdote, dass er eine Anweisung an alle Damen herausgegeben habe, dass alle "Frauenzimmer"die einen Ball besuchen wollten und mit ihm bereits einen körperlichen Kontakt hatten,  hellblaue Seidenschuhe tragen mussten... übersetzt in die heutíge Zeit stell ich mir das lustig vor... das Leben in dieser Zeit allerdings nicht. Mein Lebensgefühl von heute ist mir genau passend.

Aber ich mag  die beiden Meister der Barockmusik Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Händel.
Von Bach besonders das Weihnachtsoratorium, die mächtige "Toccata" aber auch die ruhigen Goldbergvariationen. Mein Favorit ist momentan Händel, wer die Feuerwerksmusik kennt und mag, versteht mich sicher, warum "La réjouissance" zu meinen aboluten Klassiklieblingen gehört... Jedenfalls halte ich es wie der König, der der so begeistert war, dass er befohlen hat, diese Musik dreimal hintereinander zu spielen...
Ach ja, die "Quatro stagnioni" von Antonio Vivaldi gehören auch noch zu meinen Lieblingen, desonders der "Frühling".

Ich könnte jetzt noch mehr aufzählen...
vielleicht ein anderes Mal.

12 Kommentare:

  1. Liebe Marita,

    das war äußerst interessant für mich.
    So habe ich viel Schönes bei dir gesehen.

    Sonnige Grüße
    Elisabeth

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  2. Liebe Marita,
    auch ich sage dankeschön, für deine interessanten Ausführungen bzw. Einblicke in den Barock und das Leben der hochwohlgeborenen Herrschaften. Ich finde die Bauwerke mit all diesen Verschnörkelungen sehr faszinierend, allerdings möchte ich nicht in dieser Zeit gelebt haben. Allein der Gedanke an einen Mann mit Strumpfhosen .... brrrrrrr .... schrecklich.

    Ganz viele liebe Grüße
    und ein schönes Wochenende für dich!
    Tina

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  3. Liebe Marita,
    danke für den tollen Ausflug und den interessanten Bericht! Ich lese gern Romane aus dieser Zeit und sehe auch gern Filme darüber, aber gelebt haben möcht ich da auch nicht!

    ganz liebe Grüße und ein schönes WE Marion

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  4. Hallo Marita,
    das war ja ein toller Ausflug. Danke für die schönen Bilder und die interessanten Gegenüberstellungen. Ja, ja, die "gute alte Zeit", die hatte es ganz schön in sich. Ich glaube, ich wollte nicht tauschen, zumal ich bestimmt nicht Hochwohlgeboren worden wäre.
    Schöne Grüße, Johanna

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  5. Was für ein schönes Schloß, liebe Marita, und was für tolle Fotos!
    Ja, sicherlich, die Frisuren/Perücken von damals....
    Da ist das heutzutage schon praktischer und nicht nur das....
    Sonnenblumen am Grab deines Mannes....man kann ein bißchen nachvollziehen, wie es dir so geht.
    Ich drück dich in Gedanken!
    Alles Liebe für dich und danke für die Genesungswünsche, geht halt alles langsam, aber doch.
    Schönen Sonntag und liebe Grüße von Luna

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  6. Hallo Marita,
    ich liebe auch solche alten Schlösser und finde diese Zeit sehr interessant, doch leben in dieser Zeit - neine danke. Deine Bilder sind wieder sehr gelungen.
    Wünsche dir noch einen schönen Sonntag - wir gehen jetzt erst mal gassi(heute etwas später).
    GlG Christina

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  7. Guten Morgen Marita.... danke für deine Worte...das war interessant... wenn man die Bilder so sieht ...denkt man oft... ach so hätte ich auch gerne gelebt...aber dann doch lieber net....:) - deine Bilder sind super...und das Schloss LB ist auch klasse - ich war vor 2 Jahren dort und auch auf der Kürbisausstellung hinten..die ist auch klasse oder ...soviele Essbar Kürbisse habe ich vorher noch nie gesehen.... lg von der tina
    ich hoffe es geht dir soweit gut Marita..

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  8. Hallo, das hast du aber wirklich schön beschrieben. Ich habe ca. 10 Jahre bei Ludwigsburg gewohnt und kenne die Stadt sehr gut. Meine beiden Töchter sind dort geboren. Wenn ich deine Bilder so sehe, kommt Wehmut auf. Wir waren so oft in Blühenden Barock und in den Schloßanlagen und Parks zum Spazieren gehen. Ich liebe diese Stadt.
    LG Eva

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  9. Liebe Marita,
    danke dir für den interessanten Bericht und die schönen Fotos -
    ich hätte der traumhaften Kleider wegen seeehr gerne in dieser Zeit gelebt - aber auf alles andere könnte ich gut verzichten - lächel -

    hab einen schönen Sonntag -

    lg. Ruth

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  10. Liebe Marita ,
    ob die Zeit damals wirklich etwas für uns gewesen wäre , Krankheiten , Kriege , selbst innerhalb des eigenen Landes ( Erbfolge ) Giftmorde , Hexenverfolgungen , von dem ungesunden Essen ganz zu schweigen , Ich glaube wir wären schon nach Tagen an einer Lebensmittelvergiftung gestorben . Oder an der Atemnot , die die sehr engen Schnürungen der Korsetts & den schweren Reifröcken , Unter & Überröckcken , ... , ... verursacht hätten .
    Dennoch wäre es interssant sich kurz in diese Zeit zu beamen , ich liebe die Barockzeit mit ihren Lustschlössern & Gärtnen - schon als kleines Mädchen war ich fast jeden Tag in einem solchen Schlossgarten & habe mir ausgemalt , wie es wohl wäre , wenn ich den Kurfürsten oder Liselotte von der Pfalz oder gar Mozart hätte treffen können . Da ich ja nun eine geborene Badenerin bin , haben wir in unsere Gegend sehr viele historische Barockschlösser . . Rastatt , Schwetzingen , .... Darum danke ich dir für diesen wunderschönen Post .
    mach es gut & hab es fein ,
    Christine

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  11. Hallo Marita,
    wirklich kolossal, Deine Bilder vom Schloss Ludwigsburg. Erinnert mich ein wenig an Brühl, wo ich mit unserer großen Tochter vor einigen Jahren eine Führung gemacht habe. Würzburg, Schwetzingen, Weikersheim, diese barocke Pracht fasziniert mich. Die Bilder von dem Riesen-Kürbis-Markt finde ich auch klasse !

    Gruß Dieter

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  12. Hallo,liebe Marita
    diese Kürbisanlage muß man gesehen haben..war vor ein paar Jahren dort..auch die verschiednen Kürbisgerichte die dort angeboten werden..köstlich.Das Wetter hat ja auch geüaßt..wünsche Dir eine schönes Wochenende..GLG Gisy

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