Samstag, 1. September 2012

Neues aus Stadt und Land

 
Gestern war ich mit meiner Tochter in Köln.
 
Ich habe sie dorthin begleitet um ihre Einkaufstaschen zu tragen!
Das war im Vorfeld tatsächlich schon so geplant.
Sie hat nämlich um 15.00 Uhr ihre Urkunde zur Beamtenernnung bei der Regierungspräsidentin in Empfang genommen und da wollte sie ungerne mit den Einkaufstüten hin.
 
Aber der Reihe nach. In die Metropole Köln reisen wir immer mit der Bahn. Dazu leihen wir uns Tickets aus, sogegenannte Formel 9-Tickets. Die sind übertragbar und wir kennen etliche Personen bei denen wir sie öfters ausleihen. Nach 50 Minuten Bahnfahrt mischten wir uns in der immer sehr belebten "Hohe Straße" unters überwiegend recht junge Volk. Ich hasse diese Einkaufsmeile ... aber was tut man nicht alles fürs Kindelein... Schlimmer noch als die Völkerscharen finde ich die laute Musik in den Läden. Naja, zum Glück ging das Shopping recht fix, sie war kauffreudig und noch viel besser - entscheidungsfreudig! Etliche Tüten waren gefüllt, Jacke, mehrere T-Shirts, eine süße Bluse, alles schleppte sie schön brav durch die city.
Gegen Mittag bekamen wir Hunger und in Ermangelung eines schönen Restaurants schlug ich vor im Kaufhof etwas zu essen, im DINEA-Restaurant in einer der oberen Etagen. Dort hatten ich schon Jahre nicht mehr gespeist und als wir endlich zwei Plätze ergattert hatten, ließen wir es uns schmecken. Currywurst klassisch mit Fritten für sie, ich hatte mir mein Mittagsmahl am Bufett zusammengestellt, Frikadelle, Salat und Gemüse. Preiswert fand ich es ehrlich gesagt nicht, vor allem die Getränke sind teuer. Die laute Kantinenatmosspäre ist für solch eine Lokalität natürlich obligatorisch.
Wir saßen alleine an einem kleinen Tisch. Neben uns nahmen wir ein Ehepaar im Alter von 60+ wahr, eine Frau mit sehr schlanker Figur, gekleidet in pink-bunt geringelten T-Shirt, darüber eine pinke ärmellose passende Weste. An den Mann kann ich mich gar nicht recht erinnern. Die beiden waren total unauffällig. Eine weitere Frau setzte sich zu ihnen an den Tisch, etwa Mitte bis Ende 30 Jahre alt. Sie war pummelig (nichts verwerfliches- bin ich auch), aber sehr unvorteilhaft gekleidet, zu enges T-Shirt billigster Qualität und eine Hose, die nicht saß. Die Frau hatte mittellange braune Haare und war nicht besonders attraktiv. Ich habe sie aber gar nicht weiter beachtet, war der Meinung, dass sie nicht zu dem Ehepaar gehört und nur deshalb an dem Tisch saß, weil sie nirgends alleine an einem Tisch einen Platz bekommen hatte. Nach kurzer Zeit stand sie wieder auf und ging. Als wir mit unserem Essen fertig waren, blieben wir noch etwas sitzen. Mit dem Handy rief ich zu Hause an und telefonierte mit Sohn und Mutter. Noch während des Telefonats nahm ich wahr, dass meine Tochter sich angeregt mit dem Ehepaar am Nachbartisch unterhielt. Ich fand das irgendwie befremdlich, denn zuvor war kein Wort der Unterhaltung gefallen. Das Wort "Eifel" fiel mehrmals bei ihrem lebhaften Wortwechsel. Da wurde ich hellhörig und beendete schnell und neugierig mein Telefonat. Sofort bezog mich die Frau in das Gespräch ein. Sie sagte mir unverblümt, dass sie bei meinem Gesprächsbeginn die Tochter gefragt habe, ob wir aus der Eifel kämen! Sie sagte, ich hätte so einen ausgeprägten Eifel-Dialekt!!! Wie bitte??? Da war ich aber ganz schön verblüfft! Okay, rheinische Einfärbungen prägen meine Sprache ganz besonders dann, wenn ich mit meiner Mutter spreche. Mit ihr spreche ich nämlich Dialekt, genaugenommen das "Däller Platt", das sich erheblich vom "Kölschen" unterscheidet. Das Tochterkind hatte der Dame erklärt, wo wir zuhause sind. In ziemlichen Hochdeutsch. Natürlich hat sie dabei nicht ausgelassen, dass wir lange Jahre in der Eifel gewohnt haben. Nachdem wir das geklärt hatten, ging die Frau nahtlos zu einem neuen Thema über. Die am Tisch kurz aufgetauchte Frau war ihr Kind! Eine unglückliche Tochter. Wir wurden von ihr völlig ins Bilde gesetzt, warum die Tochter so ist, wie sie ist, nämlich "unglücklich". Im Kölner Sprachgebrauch auch angewendet bei "missraten", "erfolglos". Ungewollt erfuhren wir, dass die Tochter Lehramt studiert hat aber jetzt den Beruf  der Lehrerin nicht mehr ausüben kann, weil sie dafür nicht geschaffen ist. Seitdem isst sie ihren Frust weg und lässt sich gehen. Die Mutter wirkte einerseits sehr besorgt aber auch ratlos und verzweifelt. Sie erzählte uns mit ihrem kölschen "Singsang" Begebenheiten privatester Naur aus dem Leben ihrer Tochter, die uns hilflos machten angemessen zu reagieren. War das Gespräch bis vor wenigen Minuten noch lustig gewesen, so spürte ich ganz deutlich, dass hier Hilfe angebracht wäre. Wahrscheinlich trägt der Mann (Ehemann? Vater) nicht unbedingt dazu bei. Völlig eindruckslos rührte er hin und wieder mit dem Löffel in seiner leeren Suppentasse.
 
Die unverblümte Frage "Kommen Sie aus der Eifel?" hätte ich gerne mit der Dame etwas vertieft, die feinen Sprachunterschiede deutlich gemacht. Dass nämlich das Eifeler Platt ähnlich der kölschen Mundart ein ripuarischer Dialekt ist und mein "Däller Platt" zwar noch rheinisch ist, sich aber dennoch stark unterscheidet und nicht mehr ripuarisch ist, sondern eher moselfränkisch. Eigentlich ein Misch-Masch aus beiden Dialekten, weil unsere Gegend im Dialektgrenzgebiet  zwischen der gemütlichen  ripuarischen Dialektgruppe (Kölsch) und der völlig anderen teils etwas schärfer ausgesprochenen moselfränkischen Dialektgruppe (Westerwälderisch/Wäller Platt) liegt.
Die Grenzen verlaufen allerdings fließend und bei mir speziell kommt noch hinzu: ein Ehemann der stark ripuarisch gefärbt sprach und meine vielen Jahre fernab meiner Heimat, meines Dörfchens, in Bonn und später in der Eifel.
Und das prägt und färbt die Sprache mitunter anders - ohne dass man selbst bemerkt.
 
Genug der Kunde?!
 
Töchterchen und ich sind jedenfalls noch immer verwundert über die beiden Gesprächsstränge, gestern in Kölle!
 
 
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Ganz froh und glücklich bin ich, dass unsere Dorfzeitung "Däller Rundschau" fertig gestellt ist und mit 88 Seiten das seitenstärkste Heft seit Erscheinen ist. Zum ersten Mal fast komplett in Farbe, ist diese 39. Ausgabe ein gutes Stück Arbeit für mich gewesen.

 
Mit diesem Frankfurter Kranz  verabschiede ich alles Leser und bedanke mich für Euer Interesse an meinem Blog und für die vielen netten Kommentare zu "Ein neues Design":
 
(den Frankfurter habe ich am Donnerstag gebacken - die viele Arbeit hat sich gelohnt, wie man sieht...Meine Mutter hatte gestern Geburtstag. Es ist der Lieblingskuchen der alten Dame)
Zum Glück sind noch ein paar Stücke da!
 

10 Kommentare:

  1. Herzlichen Glückwunsch, liebe Marita, an Deine Tochter! Und auch nachträglich noch zum Geburtstag Deiner lieben Frau Mutter1

    Von ausleihbaren Tickets für die Bahn habe ich noch nie gehört. Bei uns hat man ja sogar die Möglichkeit, das Schöne-Wochenend-Ticket zu übertragen, abgeschafft.

    Die Geschichte Deiner Zufallsbekanntschaft ist ja traurig! Aber interessant, wie sie Deinen Dialekt herausgehört hat. Ich könnte bestenfalls grob unterscheiden zwischen Berliner und Hamburger Dialekt sozusagen *lach*... (für uns ist das Norddeutsche alles eins - obwohl es da sicher auch Unterschiede gibt) Liegt sicher auch daran, weil wir hier reines Hochdeutsch sprechen und somit kaum etwas mit Dialekten zu tun haben. Ich mag aber manche Dialekte ganz gern hören! Einige verstehen wir hier jedoch kaum.

    Toll, wie Du die Rundschau erstellst. Mit welchem Programm machst Du das denn?

    Nun wünsch' ich Dir erst einmal ein schönes Wochenende und sende viele liebe Grüße
    Sara

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  2. Liebe Marita,
    auch von mir herzlichen Glückwunsch an dein Töchterchen und Deine liebe Mutter! Der Frankfurter Kranz ist ja ein echter Hingucker, mir läuft schon das Wasser im Munde zusammen!
    Deine Rundschau ist ja eine echte Fleissarbeit gewesen, dafür hast Du meinen ganzen Respekt! Tja, die Zufallsbekanntschaft, es ist schon manchmal eigenartig, welche Leute man trifft!
    wünsche Dir einen schönen Samstagabend und ganz liebe Grüße Marion

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  3. Hallo Marita,
    interessant erzählt. Nach Köln haben wir näher wie von euch aus, doch allzu oft kommen wir (leider) nicht nach Köln. Wir laden dann auch meistens Hohe Straße / Schildergasse / Neumarkt. Dialekt kann ich nicht sprechen. Wobei bei dir der Unterschied wohl doch sehr groß ist zwischen K. und Windeck. Wo ich aufgewachsen bin (Niederrhein, 4 km von der Grenze NL) klingt das viel anders in Köln und noch etwas anders Richtung Bonn. Ich finde allgemein, dass Deutschland sehr reich an Dialekten ist und diese sehr gepflegt werden. Natürlich auch herzlichen Glückwunsch an deine Tochter, dass ihr die Ausbildung bei der Stadt Köln Spaß macht und dass sie dort vieles schönes Neues kennen lernt. An dieser Däller Rundschau hätte ich durchaus auch Interesse. Stelle ich mir grundsätzlich interessant vor, an einer solchen Dorfzeitung mitzuarbeiten. Die gute Bekannte von uns hat sich übrigens zur Gästeführerin von Hennef hochgearbeitet, wo sie Führungen in Hennef und in Blankenberg leitet.

    Schönen Abend
    Dieter

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  4. Hallo,liebe Maritta
    ich fang mal von hinten an...der Franfurter Kranz mir läuft gerade das Wasser im Munde zusammen...der sieht ja aus wie vom Kontitor...ja mit den Zufallsbekanntschaften ist schon so eine Sache...ich habe die Erfahrung gemacht das sind manchmal einsame Menschen fast immer steht ein Schicksal dahinter...ja und die Däller Rundschau würde ich gerne lesen..ist sicher interessant da hattest Du ja ganz schön zu tun.Köln ist eine schöne Stadt mein Sohn wohnt dort...wünsche Dir noch eine schöne spätsommer Woche GLG Gisy

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  5. Liebe Marita,

    Schön von dir zu hören. Das Bücherregal in meiner Küche ist eigentlich ein Eisenregal für den Garten. Ich habe es umfunktioniert als Interimslösung. An die Stelle sollte ein Schrank irgendwann mal. Aber jetzt gefällt es uns da so gut, dass es wohl bleiben darf. Dein Kuchen sieht so lecker aus. Frankfurter Kranz habe ich noch nie gebacken. Vielleicht sollte ich mal.

    GGLG Anne

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  6. Liebe Marita,
    auf diesem Wege möchte ich Dich ganz herzlich auf meinem Blog als neue Leserin begrüßen! Ich habe mich sehr darüber gefreut und danke Dir auch für die tollen Tipps bzgl. meines Flohmarktfundes! Die Fußbank habe ich schon geweisselt und bei der Hakenleiste gab es nur einen dünnen Anstrich und danach noch eine Bearbeitung mit Srahlwolle, so dass der ursprüngliche Zustand wieder hervor kommt, werd es im nächsten Post mit zeigen. Das Schuputzkastel werd ich, nach Deinem Tipp, erst einmal "scheuern". Also, vieln Dank!
    Wünsche Dir einen schönen Tag, hier ist es sehr frisch, aber die Sonne schaut ab und zu hervor! Liebe Grüße Marion

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  7. Liebe Marita,

    am 01.09. ging es mir elend, und dadurch habe ich auch deinen Post verpasst.
    Aber jetzt habe ich ihn entdeckt.

    Die Eifel kenne ich gut.
    Mein Vater wurde in Mötsch bei Bitburg geboren.

    Noch heute wohnen Verwandte vor mir in der Eifel, und zwar bei Neuerburg und
    bei Lichtenborn.

    Ich spreche kein Eifeler Platt, auch nicht die saarländische Mundart.
    Man merkt direkt, dass ich nicht aus dem Ruhrgebiet komme. - Irgendwie habe ich
    eine unverkennbare Sprache.
    Wenn ich am Telefon vergesse mich vorzustellen, werde ich immer sofort identifiziert.

    Deine Texte und Bilder sind immer sehr ansprechend.

    Alles Liebe
    Elisabeth

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  8. Liebe Marita,
    ich gratuliere deiner Tochter ganz herzlich zur Ernennung. Toll -

    mit der Bahn fahren finde ich viel entspannter -
    das ist eine lustige Geschichte, die du erzählst - manche Leute tragen wirklich ihr Herz auf der Zunge - mit dem Dialekt ist das so eine Sache - ich bin viel rumgekommen - immer wieder umgezogen und hab deshalb keinen eindeutigen Dialekt -

    deine Däller Rundschau find ich total super - das ist mit Sicherheit eine Menge Arbeit aber wunderschön - schade, dass ich nicht mal eine lesen kann -

    dein Frankfurter Kranz sieht so professionell aus - könnte ich nicht -

    ich wünsche dir ein schönes Wochenende - lg .Ruth

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  9. Hi liebe Marita.
    Von dem schönen leckeren Kranz hätte ich auch gern probiert.
    Ja von Gesprächen kann man so einiges erfahren obwohl man die Leute nicht kennt.
    Herzlichen Glück für deine Tochter zur Ernennung.Ganz toll finde ich das was manche junge Leute schaffen.Schön hast du die Däller Rundschau geschaffen und bestimmt sehr interesant zu lesen.
    Schönes WE und liebe GRüße Jana.

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  10. Au weia... da merkt man eigentlich, wie einsam diese Frau (trotz Mann) sein muss, wenn sie euch Fremden ihre Leidensgeschichte erzählt... Traurig gell?
    Ich mag Extremshopping auch nicht mehr. Aber meine Tochter ist nun mittlerweile Teenie und da muss Mama halt mal mit :) Scheinbar geht das wohl noch länger so :)
    Ganz liebe Grüße, Emma

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