Montag, 23. August 2010

Spuk in der Werkstatt Teil 1


... heißt eine Folge aus den Geschichten vom Pumuckel, dem rothaarigen Kobold, der die alte Schreinerwerkstatt des Meister Eders aufmischt. Erinnert Ihr Euch noch an die Serie im Fernsehen? Den Pumuckel mochte ich nicht wirklich, aber die Atmossphäre in den Geschichten dafür sehr.
In der Schreinerwerkstatt meines Vaters war auch diese  besondere Stimmung und ich habe sie für immer in meinem Herzen bewahrt.

Mein Vater ist im Oktober 2000 nach kurzer, schwerer Krankheit gestorben. Die Werkstatt war bis zu seinem Tod komplett eingerichtet mit vielen Maschinen und all dem Werkzeug, was ein Schreiner so braucht. Zwar war alles etwas in die "Jahre gekommen", aber voll funktionstüchig. In den folgenden Jahren ist die Werkstatt von uns  nur notdürftig aufgeräumt worden. Das hatte verschiedene Gründe... Trauer und keine Lust dazu- waren die Hauptgründe.

In der Gluthitze des Sommers, haben mein GG und ich nun die alte Werkstatt aufgeräumt. Das war gar nicht so schlimm, wie ich es mir vorgestellt hatte, denn in der Werkstatt war es angenehm kühl. Begonnen haben wir mit der Entfernung der vielen Spinnweben,... hinterher mussten wir den Besen erstmal säubern. Da sich im Laufe der Jahre sehr viel "Zeug" angesammelt hatte, mussten wir ordentlich ran und in die Hände spucken. Alles Unnütze schoben wir erstmal in eine Ecke, Säcke mit Zement, alte Farbeimer, alte kaputte Glasscheiben, all das, was wir nicht für erhaltenswert hielten. Die Hobelbank war stark verstaubt und nachdem wir sie abgeräumt und abgeschrubbt hatten, ging es an das alte Werkzeug.



die Holz-Hobel stammen teilweise noch von meinem Großvater, 1950 (!!) verstorben, er war Stellmacher.
Eine Schublade habe ich "entstaubt"... was da alles zum Vorschein kam...
Mein Vater hatte die Werkstatt 1960 gebaut, sie ist also mein Jahrgang.
In den 60er Jahren schmückten Hemlock-Fensterläden das schmucke "Häuschen", die Sprossen der
Fenster waren rot/weiß und die Dachrinne war ebenfalls rot gestrichen.
Mein Vater schien die Farbe rot sehr gemocht haben
unser "Wagen", ein Fiat, war ebenfalls rot.
Ach ja, da fällt mir ein,  meine Mutter war besonders stolz auf dieses Auto,
wir hatten es aber nur etwa 2 Jahre,
weil es sich in der "Sportwagen-Variante" als unpraktisch erwies.

Und hier stehe ich, vemutlich im Jahr 1968- ich kann mich noch genau an das Kleid erinnern!
Wie man sieht, hat die Werkstatt 2 Tore, dazu gehe ich aber ein anderes Mal ein...
Zurück an den heißen Sommertag 2010:
Fast das gesamte Inventar, sei es Maschinen, die Hobelbank, das Werkzeug... sind aus dieser Zeit. Als es ans Säubern der Stemmeisen, Zangen, Schraubenzangen ging, war ich eine zeitlang alleine dort und plötzlich kamen bei mir viele Eindrücke aus meiner Kindheit und Jugend zum Vorschein, längst vergessen und jetzt doch wieder da... Da war das Gepfeife meines Vaters während der Arbeit, verschiedene Melodien konnte er flöten, was hab' ich oft versucht, auch so zu flöten... der Geruch von Sägemehl und Hobelspänen, aber auch der Geruch von Kitt, Farben und Lacken. Die Fahrten zu Händlern für Tür- und Fensterbeschläge, Schrauben und Nägel, die man heutzutage in minderer Qualität in den Baumärkten findet und natürlich die Fahrten zum Einkauf des zu verarbeitenden Holzes- all das ist mir plötzlich wieder lebendig geworden. Ich fand das noch nie langweilig oder zu technisch. Es hat mich  immer interessiert.


Seit ich etwa 12 Jahre alt war, musste ich auch schon mal "anpacken", das heißt, entweder Holz vom Dachgepäckträger unseres Autos, meist ein "Kombi", abladen oder auch schon mal fertige Türen und Fenster oder Schrank oder Treppenteile, aufladen. In dieser Zeit lernte ich einiges des Schreinerhandwerks durch bloße Anwesenheit.
Als ich dann die alten Kirschen-Beitel (Stemmeisen der Traditions-Firma Kirschen aus Remscheid) in der Hand hielt, überkam mich doch eine tiefe Wehmut, denn mit diesem Holzbearbeitungswerkzeug hat mein Vater viel und gerne gearbeitet. Da gab es spezielle Treppenbau-Stemmeisen, Beitel gekrümmt und mit Höhlung, kurze und lange Beitel, die er mir vor vielleicht 40 Jahren erklärt hatte.: "Besonders in Fälzen und Ecken kann man mit diesen Beiteln noch einen sauberen Holzspan ausschaben". Damals wurde dieses Werkzeug nach Gebrauch immer zurück in den passenden Holzkasten gelegt. Das schöne Kirschenmotiv ist mit den Jahren unansehlich geworden und kaum noch zu sehen. Deshalb zeige ich sie hier - flammneu- frisch runtergeladen ...Anekdoten fielen mir ein, z. B. wie mein Vater mir die hohen roten Kork-Clogs in der Werkstatt geklebt hatte, weil der Kork dazu neigte, aus dem Plateau-Absatz zu bröckeln,...

Auch die Sägen und Zwingen wurden von uns "generalgereinigt" und am Abend hatten wir ein tiefes Gefühl von innerer Zufriedenheit. Wir hatten viel geschafft und es ging besser als wir gedacht hatten.

Vor einem der  Fenster eine alte Rose..ich glaube sie steht dort auch schon über 30 Jahre...
Das Aufräumen und Sortieren war vor allem für mich irgendwie schön, für meinen Mann ehrlich gesagt nicht so, er hat aber auch keinen Bezug zu all dem "Zeug".
Wir sind natürlich noch lange nicht mit Aufräumen und Enttrümpeln  fertig!!!
In etwa einer Woche oder in loser Folge werde ich weitere Bilder zeigen, da ich noch mehr Fotos gemacht habe.
Den  Post hatte ich vorbereitet (als Entwurf gespeichert).  Bei dem heutigen Regenwetter scheint es mir passend diesen "Spuk" zu posten. Schaut mal zurück, in meine Post "Sommerhitze"!
Ich wünsche euch eine gute Woche-
Marita

10 Kommentare:

  1. Liebe Marita,deine Gefühle beim Aufräumen kann ich gut verstehen,so ging es mir mit den Sachen meiner Großeltern!Da kommen so viele Erinnerungen!
    Bin gespannt,was du an Gebet- Büchern zu zeigen hast,wir haben nur die aus der Familie,die wir in Ehren halten!
    LG,Ulla

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  2. Hallo Marita,
    so ging es mir als wir vor einigen Jahren ein ganzes Haus ausgeräumt hatten, nachdem meine Eltern gestorben waren (mein Vater übrigens auch im Jahr 2000). bei dem einen Bild kann ich mich auch noch gut daran erinnern - Sonntags weiße Kniestrümpfe und Lackschuhe - und im Winter weiße Strumpfhosen, wie hab ich die gehasst.
    LG und dir ein "fast" schönes Wochenende, Christina

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  3. Hallo liebe Marita,
    was für ein klasse Post. Habe Deine Bilder eben gleich meinem GG gezeigt. Der hat auch noch so viel alte Werkzeuge von seinem Vater. Alte Hoben, Sägen etc. Auch noch sehr alte Gartengeräte.
    So ein totales Aufräumen finde ich sehr schön. Man kann dann so herrlich den Gedanken nachhängen und so vieles von früher fällt einem wieder ein. Bin schon auf neue Posts mit alten Dingen gespannt.
    Viele liebe Grüße
    Birgit

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  4. Liebe Marita,
    ja, bei solch einer Aufräumaktion findet man des öfteren schöne Dinge!
    Das alte Werkzeug schaut doch noch gut erhalten und brauchbar, aber auch hübsch und fast "Museumsreif" aus.

    Gern besuche ich extra die Freilichtmuseen,
    um solche alten Schätze, wie zum Beispiel, dieser Hobel und die Säge abzulichten -
    wofür weißt Du ja bereits, gelle!

    Interessiert habe ich Deinen Post gerne gelesen!;o))

    Liebe Grüße
    Barbara

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  5. Hallo liebe Marita,
    dankeschön - das du uns mitnimmst auf dieser Zeitreise in die Vergangenheit. Es hat mir gefallen in der alten Werkstatt mit all diesen Handwerksgegenständen. Ich habe das Holz riechen können .....

    Wünsche dir einen schönen Abend und freue mich auf die Fortsetztung ...
    Liebe Grüße
    Tina

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  6. liebe Marita,
    ich danke Dir von Herzen für Deine tröstenden Worte,
    die Du in meinem Blog hinterlassen hast ...
    sie tun mir so gut in dieser schmerzvollen Zeit!
    alles Liebe von der Rosabella ♥

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  7. Liebe Marita,
    unser Urlaub ist nun zu Ende. Es war schön.
    - Dein Post weckt nicht nur bei dir viele Erinnerungen - ich mag es sehr, wenn man sich an die Kindheit erinnert - an die Eltern - an so vieles, was ein Lächeln auf´s Gesicht zaubert.... und manchmal auch eine kleine Träne -
    lg. Ruth

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  8. Hallo Marita,
    eine schöne Geschichte und die Erinnerungen, die haben wir wohl alle so in Etwa - diese Autos, diese Kleider und wir darin... und auch Sachen, an den wir uns höchst ungern erinnern, die gibt es bestimmt auch viele... LG Rita

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  9. Liebe Marita, ich habe Dein Post gelesen und es war sehr schön und auch etwas wehmütig.
    Man glaubt gar nicht, wie viel von der Kinderzeit im Unterbewußtsein haften bleibt.
    Mein Vater hatte eine Druckerei/Setzerei.
    Noch heute rieche ich den Geruch und höre die Maschinen...
    Ich lasse Dir liebe Grüße da...Luna

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  10. Eine wunderbare Zeitreise auf die Du uns mitgenommen hast. Ich liebe alte Werkzeuge und Werkstätten sehr, denn dort ist so ein Flair, wie es mir (als Nostalgikerin) gefällt. Liebe Grüße von Luzia.

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